Instrument & Abitur. Ein Kommentar

Mit einem Instrument kommt keiner dem Abitur näher. Irrtum?

von Aneta Pestova / 5. März 2017

 

Instrument & AbiturMusikhören ist die Lieblingsfreizeitbeschäftigung unserer neuen Generation. Auf der Straße, in der U-Bahn, an der Bushaltestelle, überall, laufen Jugendliche mit Kopfhörern in den Ohren und Handys in den Händen. Jedoch interessiert sich nur eine deutliche Minderheit für das selbstständige Musizieren. Das Erlernen eines Instrumentes ist für viele Jugendliche eine Zumutung. Es ist ein Irrtum, dass keiner mit dem Erlernen eines Instrumentes dem Abitur näher kommt. Wieso?

Viele Kinder und Jugendliche verbringen ihre Freizeit nach einem anstrengenden Schultag draußen oder mit Freunden. Sie stellen sich gar nicht erst vor, dass sie täglich eine Stunde Geige oder Klavier üben müssten. Ein Instrument zu spielen, kostet Mühe und Ausdauer. Ist es alles?
Ein Instrument zu spielen, ist ein enormer Ausgleich zum alltäglichen Stress. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass oftmals nur wenige Minuten Cellospielen reichen, sodass ich mich von dem mühsamen Alltag für eine kurze Zeit abkapsle. Kinder und Jugendliche können die Freude am Musizieren nie erleben, wenn sie es noch nie ausprobiert haben. Durch regelmäßiges Spielen entsteht zusätzlich Freude. Der Neurowissenschaftler Vinod Menon und Psychologe Daniel Levitin bestätigen, dass gern gehörte Melodien Regionen im Gehirn stimulieren, welche dafür zuständig sind, den Körper mit angenehmen Gefühlen zu belohnen (ZEIT). Besonders als Abiturientin oder Abiturient verschafft ein Instrument eine freudige Abwechslung zum ständigen Schulstress.

Fortschritte beim Erlernen eines Instrumentes entstehen durch regelmäßiges Üben. Viele Jugendliche behaupten, dass sie die Zeit für zeitloses Üben nicht opfern möchten. Die unbewussten Momente, welche durch das Üben entstehen, können sie nicht wahrnehmen, soweit sie noch nie geübt haben.
Das regelmäßige Üben eines Instrumentes hilft, sich selbst zu verwirklichen. Die Übenden können kreativ werden und ausprobieren. Musik ist nicht „durchsichtig” wie Naturwissenschaften, jeder kann mit Musik experimentieren, so viel er möchte. Außerdem entwickelt man nach einiger Zeit eine eigene Sprache, mit der sich Gefühle ausdrücken lassen. Deshalb ist für viele ein Instrument eine Art von Befreiung, um seinen Gefühlen einen freien Lauf zu geben. In der heutigen Gesellschaft sind diese Nachwirkungen des Übens besonders wichtig, denn die junge Generation versteckt sich oftmals in ihrer eigenen Welt des Internets und verliert dadurch den Bezug zu sich selbst und der eigenen Umgebung. Insofern hilft ein Instrument, wieder zu sich zu finden.

Außer der Zeit, kostet ein Instrument ebenfalls Geld. Viele Eltern sehen es nicht ein, Geld für ein Instrument sowie den Unterricht auszugeben.
Jedoch gibt es heutzutage viele Möglichkeiten, sich ein Instrument auszuleihen und einen finanziell akzeptablen Unterricht zu genießen, indem man zum Beispiel einen Studenten einer Musikschule aufsucht. Aus eigener Erfahrung hängt es letztendlich nicht von den finanziellen Möglichkeiten ab, denn es gibt eine große Auswahl an finanziell unterschiedlichen Angeboten.

Leider ist der jungen Generation nicht bewusst, wie viele Eigenschaften das Spielen eines Instrumentes fördert. Die Wahrnehmung wird durch das Instrument gefördert, da das Gehör durch das regelmäßige Hören von Tönen geschult wird und insbesondere junge Kinder hierdurch lernen, auf eine andere Art und Weise zuzuhören.
Außerdem treibt das Musizieren die Sprachentwicklung voran, denn Kinder und Jugendliche bauen ein Rhythmusgefühl auf. Aus eigener Erfahrung ist es besonders wichtig, sich mit dem Rhythmus auseinanderzusetzen, denn ansonsten lassen sich nur wenige Stücke richtig spielen.
Weiterhin trainiert das Spielen eines Instrumentes die Konzentration und das Gedächtnis. Das regelmäßige Üben erhöht die Koordinationsfähigkeiten. Es ist zusätzlich wissenschaftlich bewiesen, dass das Musizieren die Verbindungen zwischen den Nervenzellen beider Gehirnhälften besser wachsen lässt.
Letztendlich werden die sozialen Fähigkeiten besonders gefördert, da man lernt, mit den anderen zusammenzuspielen. Unabhängig davon, ob es sich um ein Ensemble oder Orchester handelt, ist es wichtig, auf die anderen zuhören und sich anzupassen. Dadurch, dass Kinder und Jugendliche gemeinsam mit den anderen musizieren, entstehen neue Freundschaften, welche durch die Verbindung der Musik oftmals besonders sind.

Zusammenfassend ist es eindeutig ein Irrtum, dass keiner mit dem Erlernen eines Instrumentes dem Abitur näher kommt. Das Spielen eines Instrumentes dient als Ausgleich und Befreiung zum alltäglichen Stress. Hauptsächlich werden jedoch Kompetenzen gefördert, welche jedes Kind und jeder Jugendliche benötigen. Somit ist es wichtig, sich selbst die Chance zu geben, sich durch ein Instrument weiterzuentwickeln zu lassen und glücklicher zu sein.